19.10.2022 / Tipps & Wissenswertes
Schildkröten schützen: Volunteering im Artenschutz
Schon seit über 200 Millionen Jahren leben Schildkröten auf unserer Erde. Und egal ob Eiszeiten oder Meteoriteneinschläge, bis jetzt haben die wehrhaften Tiere noch jede Katastrophe überlebt. Doch wie es aussieht, könnte sich das jetzt gerade ändern. Umweltverschmutzung, Klimakrise und Fischerei haben die Reptilien an den Rand des Aussterbens gebracht. Welche Ursachen es dafür gibt und wie du dich engagieren kannst, um Schildkröten zu schützen, erfährst du hier:
Warum es jetzt höchste Zeit ist, die Schildkröten zu retten:
- Auf der Welt gibt es insgesamt 357 Schildkrötenarten, davon stehen fast die Hälfte (171) auf der roten Liste für bedrohte Tierarten
- Schildkröten sind neben den Primaten die am stärksten gefährdeten Wirbeltiere der Welt
- 6 von 7 bekannten Meeresschildkrötenarten sind vom Aussterben bedroht
- Seit Beginn der Aufzeichnungen sind schon mindestens 8 Schildkrötenarten unwiederbringlich ausgestorben
Warum sind Schildkröten vom Aussterben bedroht?
Bevor du dich aufmachst, bei der Rettung von Schildkröten zu unterstützen, solltest du erst einmal verstehen, warum die Reptilien heute so stark gefährdet sind. Die Gründe dafür sind ganz verschieden, eine eindeutige Konstante gibt es allerdings – uns Menschen.
Jagd und Tierhandel
In Teilen der Karibik sowie einigen Regionen Ostasiens und Afrikas gelten Schildkröten(eier) heute noch als Delikatesse. Während ihr Fleisch Bestandteil traditioneller Gerichte ist oder schlicht als Statussymbol dient, werden ihre Panzer oft zu Schmuck oder Souvenirs weiterverarbeitet. In der traditionellen chinesischen Medizin wird bestimmten Körperteilen der Schildkröten sogar eine heilende Wirkung nachgesagt.
Die hohe Nachfrage führt dazu, dass verstärkt Jagd auf die Tiere gemacht wird. Logisch, dass das nicht gerade förderlich für deren Bestand ist. Und auch der illegale Schildkrötenhandel boomt. Egal ob als Haustier, für den Kochtopf oder zu “medizinischen” Zwecken – für seltene Schildkröten werden auf dem Schwarzmarkt hohe Summen gezahlt. Gerade in ärmeren Regionen ist der Tierhandel eine lukrative Einnahmequelle und daher nur schwer in den Griff zu bekommen.
Menschengemachter Klimawandel
Extreme Wetterereignisse wie Dürren oder Waldbrände bedrohen die Lebensräume und Nistplätze der Tiere an Land. Aber auch die Ökosysteme unter Wasser verändern sich durch den Anstieg der Meerestemperatur. Wichtige Habitate und Nahrungsquellen der Schildkröten sind durch Korallenbleiche und das Verschwinden von Seegraswiesen heute kaum noch zu retten.
Der weltweite Temperaturanstieg beeinträchtigt aber auch die Fortpflanzung. Forschende konnten beispielsweise beobachten, dass einige Schildkröten zur Brutzeit bereits in kühlere Regionen umziehen. Das ist ungewöhnlich, da die Tiere bei der Wahl ihres Brutplatzes normalerweise extrem standortreu sind. Zudem fallen Nistplätze vermehrt Sturmfluten und dem steigenden Meeresspiegel zum Opfer.
Industrieller Fischfang
Obwohl der industrielle Fischfang nicht primär auf Meeresschildkröten abzielt, ist er ihre aktuell größte Bedrohung. Jedes Jahr enden mehrere Hunderttausend Tiere als Beifang der großen Fischerboote. Verheddert in Schlepp- oder Kiemennetzen ertrinken sie oder ziehen sich schwere Schnittverletzungen zu. Technologien, die die Schildkröten vor Schleppnetzen retten sollen, existieren bereits, kommen aus Kostengründen bisher aber eher selten zum Einsatz.
Verlust von Lebensräumen
Da die Weltbevölkerung stetig wächst, müssen für den Städtebau und die Ausweitung landwirtschaftlicher Nutzflächen immer neue Naturräume erschlossen werden. Zum Leidwesen der Schildkröten geschieht dies sehr oft entlang von Seen, Flüssen und Flussdeltas, bis dato sehr wichtigen Rückzugsräumen der Reptilien. Problematisch ist auch die Trockenlegung von Sümpfen und Feuchtgebieten für Landwirtschaft und Torfabbau.
Mit dem Tourismus kommt für die Meeresschildkröten noch ein weiterer Stressfaktor hinzu. Durch die touristische Nutzung von Stränden sowie durch Hotel- und Straßenbau sind die natürlichen Lebensräume einiger Arten bereits um über 90 Prozent geschrumpft.
Umweltverschmutzung/ Plastikmüll
Laut einer Studie aus dem Jahr 2021 kann eine Meeresschildkröte maximal 14 Plastikteile verschlucken, danach sinkt ihre Überlebenswahrscheinlichkeit auf unter 50 Prozent. Da sie Plastik oft gar nicht als solches erkennen, sterben immer wieder Tiere, weil ihre Därme mit Plastik verstopft sind.
Die Jungtiere, die sich meist nah an Küsten oder der Wasseroberflächen aufhalten, sind dabei besonders gefährdet. Viele verfangen sich auch in sogenannten Geisternetzen (entsorgte oder verlorene Fischernetze) und verletzen sich schwer oder ertrinken.
Was die Schildkröten sonst noch gefährdet:
- Künstliche Lichtquellen an Stränden locken die Schildkrötenbabys nach dem Schlüpfen in die falsche Richtung – Sie bewegen sich weg vom Meer und sind somit leichte Beute für Raubtiere und Menschen
- Schiffsschrauben und Kollisionen mit Wasserfahrzeugen
- Lärm unter Wasser (durch Offshore-Baustellen, Schiffsverkehr, Sonargeräte, etc.) stört die Kommunikation und Orientierung der Schildkröten
- Straßenverkehr – Schildkröten bewegen sich sehr langsam und werden deswegen leicht überfahren
Wie können Schildkröten geschützt werden?
Wenn du dich für den Schutz der Schildkröten einsetzen willst, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Durch Freiwilligenarbeit kannst du weltweit Organisationen zum Beispiel in diesen Bereichen unterstützen:
- Engagement in einer Schildkröten-Auffangstation
- Schutz des Schildkrötennachwuchses
- Aufklärungsarbeit
- Unterstützung der Forschung
- Erhaltung des Lebensraums
Engagiere dich in einer Schildkröten-Auffangstation
Als Volunteer in einer Auffangstation kümmerst du dich um verletzte oder pflegebedürftige Schildkröten. Neben der Pflege der Tiere hilfst du dabei, die Anlage in Stand zu halten. Die Einrichtungen sind meist Dreh- und Angelpunkt der Tierschutzinitiativen vor Ort. Das Ziel der Stationen: die gefährdeten Schildkröten retten, rehabilitieren und im besten Fall so bald wie möglich wieder auswildern. Sie werden aber auch für Aufzucht, Forschung und Aufklärung genutzt.
Unterstütze zum Beispiel unsere Schildkröten-Auffangstation auf Kreta.
Hilf mit, den Schildkrötennachwuchs zu schützen
Für den Fortbestand einer Art spielt der Nachwuchs eine entscheidende Rolle. Als Volunteer kannst du dich für den Artenschutz einsetzen und dabei direkt an den Stränden helfen, an denen die Schildkrötenbabys schlüpfen.
Setze dich beispielsweise für die Sicherheit der Nester ein, indem du Schutzkäfige installierst oder die Ranger auf Patrouille unterstützt, die Nistplätze vor Jagd und Plünderung zu schützen. Mit etwas Glück hast du sogar die Chance, frisch geschlüpfte Schilkrötenjungen auf ihrem ersten Weg in Richtung Ozean zu begleiten.
Leiste Aufklärungsarbeit
In einigen Regionen, in denen Schildkröten leben, herrschen noch immer Aufklärungsdefizite in Sachen Tier- und Umweltschutz. Wenn du die Teams vor Ort dabei unterstützen möchtest, Wissenslücken zu schließen, kannst du als Volunteer zum Beispiel Schulkinder und die lokale Bevölkerung über Tier- und Naturschutz aufklären.
Solche Aufklärungsarbeit schafft ein Bewusstsein für die Problematik und hilft, vor Ort neue Unterstützer zu gewinnen. Aber auch in Deutschland kannst du durch Aufklärung etwas bewegen. Zum Beispiel kannst du potenzielle Helfer:innen und Spender:innen für Tier- und Meeresschutzprojekte gewinnen.
Unterstütze die Forschung
Die Forschung spielt im Tierschutz eine besondere Rolle. Denn: Um die richtigen Maßnahmen für das Überleben einer Spezies zu ergreifen, muss zuerst einmal genug über die Art bekannt sein. So ist zum Beispiel nicht an die Nachzucht einer gefährdeten Schildkrötenart zu denken, wenn die Tierschützer:innen nichts über bevorzugte Lebensräume und Nahrung der Gattung wissen.
Ein weiteres Beispiel: Für NGOs oder Tierschutzorganisationen ist es natürlich nicht möglich, Fischerei und Umweltverschmutzung auf allen Ozeanen gleichzeitig zu überwachen. Je genauer die Brutplätze und die Reiserouten der Tiere jedoch erforscht und bekannt sind, desto effektiver können Tierschützer diese überwachen.
In Costa Rica kannst du zum Beispiel das Team vor Ort bei der Untersuchung, Datensammlung, Aufklärung und Strandsäuberung unterstützen.
Wie kannst du dich sonst für die Rettung der Schildkröten einsetzen?
- Engagement in Beach Clean Up Projekten für weniger Plastikmüll in den Ozeanen
- Unterstützung von Recycling Projekten, um Plastikmüll zu reduzieren
- Abschluss einer Schildkröten-Patenschaft: Du erhältst eine symbolische Patenschaft für ein bestimmtes Tier, im Gegenzug spendest du einen Betrag an eine Tierschutzorganisation
- Finanzielle Unterstützung bzw. Spenden an Tierschutzorganisationen und -projekte
Zusammenfassung
Egal ob durch Klimawandel, Fischerei oder Umweltverschmutzung – das Überleben vieler Schildkrötenarten ist extrem gefährdet. Die notwendigen Veränderungen, die es bräuchte, um Schildkröten nachhaltig zu schützen, sind aber vielerorts leider noch nicht absehbar. Umso mehr zählt daher das Engagement im Kleinen. Wenn du deinen Teil dazu beitragen möchtest, gibt es weltweit verschiedene Projekte, die sich für den Schutz der Tiere einsetzen und sich immer über tatkräftige Unterstützung freuen.
Wo kannst du helfen, Schildkröten zu retten?
Sieh dir gerne unsere Freiwilligenprojekte im Umwelt- und Meeresschutz sowie im Bereich Tierschutz & Wildlife an! Ob in Tansania, Sri Lanka, am Pazifik oder in Europa – du findest sicherlich ein passendes Projekt für dich, bei dem du dich für den Schutz der Schildkröten engagieren kannst!
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